Wir befinden uns mitten in der Fastenzeit. Auf dem Weg zwischen der Party von Karneval und dem Fest von Ostern. Auf dem Weg von Aschermittwoch zur Auferstehung. Vor zwei Wochen hatte ich schon einige Gedanken zur Fastenzeit mit dir geteilt. Warum wir diesen Weg gehen können und wie er aussehen kann. Welche Ziele wir verfolgen könnten und wohin sie uns führen würden.
Normalerweise verbinden wir die Fastenzeit in erster Linie mit Verzicht. Verzicht auf Essen oder, wenn man das Thema etwas weiter fasst, Verzicht auf Medien, Luxus oder andere liebgewordene Gewohnheiten.
Verzichten ist sicherlich etwas, was uns in unserem Überfluss ganz gut tut, schon auch, um wieder einmal zu bemerken, in welchem großartigen Überfluss wir leben. Wobei sich dieser Überfluss ja schon meistens auf Dinge bezieht. Wir leben mit Unmengen an Zeug (und wer Kinder hat, weiß, dass Zeug sich auch potenzieren kann). Was wir eher weniger im Überfluss haben, sind Dinge wie Zeit oder Freundschaften.
Und das ist der Punkt, wo ich eigentlich viel lieber ansetze. Anstatt [nur] auf Dinge zu verzichten, tut es doch manchmal auch sehr gut, die eine oder andere neue Gewohnheit dazu zu nehmen, oder einfach etwas Zeit für Freunde oder Familie aufzuwenden.
Wir befinden uns gerade mittendrin in der Fastenzeit, aber es ist noch lange nicht zu spät, mit irgendetwas zu beginnen, dass den nächsten Wochen noch ein wenig mehr Bedeutung geben kann.
Neue Gewohnheiten finden
Neue Gewohnheiten können uns zwischendurch immer wieder ganz gut tun, denn meistens ist es doch so, dass mit dieser neuen Gewohnheit, eine alte abgelegt wird. Das, worauf wir verzichten wollen, ersetzen wir mit etwas anderem.
Man sagt, neue Gewohnheiten benötigen 20 Tage um uns in Fleisch und Blut überzugehen. Bis Ostern sind es sogar noch 31! Also genug Zeit um die Vorsätze für die Fastenzeit noch einmal neu aufzurollen, wieder in Gang zu bringen oder überhaupt erst zu beginnen.
Es hilft natürlich, die neuen Gewohnheiten aufzuschreiben oder mit Hilfe der Technik sogar kleine Erinnerungen im Alltag einzusetzen. Dafür gibt es sogar großartige Apps, die uns helfen, an das zu denken, was wir uns so vornehmen.
Fastenzweige
Vor einiger Zeit hatte ich auch einmal eine Vase mit Fastenzweigen bestückt. Jedes Familienmitglied konnte seine Wünsche oder Vorsätze dran hängen. Die Kinder fanden es großartig, wie sich der Baum mit bunten Blättern füllte und verstanden, dass unser Leben auch viel bunter ist, wenn jeder etwas schönes für den anderen dazu beisteuert.
… und wenn es nur der Vorsatz ist, die große Schwester nicht zu ärgern!
Ruhe im Alltag finden
Wie auch im Advent tendiert die Zeit vor Ostern oft dazu ein klein wenig stressig zu werden. Vielleicht sind es jetzt nicht die Geschenke, aber Ostereierfärben, Dekorieren, Frühjahrsputz und Vorbereitung für eine Familienfeier können auch ein wenig herausfordern sein. Die Fastenzeit ist aber eigentlich eine Zeit der Ruhe und der Besinnung. Und wo könnten wir eine schönere Besinnung finden, als ein paar Minuten ohne Handy auf der Bank vor dem Haus, beim bewussten Blick aus dem Fenster oder bei einem Spaziergang in der Frühjahrssonne.
Letztendlich läuft es immer wieder auf das selbe hinaus: Wir brauchen mehr Zeit ohne Hektik und Stress ohne Anforderungen und Sorgen und ohne Termine und Ablenkung und dafür mehr Zeit mit den Menschen, die wir lieben, mehr Zeit mit uns selbst und mehr Zeit in der Natur um uns herum.
Vielleicht klappt das bei dir, dann wünsche ich dir, dass du dir weiterhin diese Inseln im Alltag erhalten kannst. Vielleicht bist du noch nicht ganz angekommen, dann ist die Fastenzeit möglicherweise ein guter Zeitpunkt um einzuhaken und anzufangen. Und du weißt ja: Neue Gewohnheiten brauchen nur 20 Tage, bis sie in unserem Alltag verankert sind!